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36. Jahrgang InternetAusgabe 2002
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Subversives Geld

   

Buchankündigung

 Ein längerer Bericht zu einem Forschungsprojekt in der Neuen Zürcher Zeitung vom 28./29. August 1999 befaßte sich unter dem Titel “Geldwäscherei mit Derivaten erstmals systematisch und gründlich mit dem Zusammenhang von Geldwäsche und Derivathandel.

 Zusammen mit Gian Trepp war der Autor Wolfgang Hafner mit finanzieller Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds (NFP 40) während anderthalb Jahren der Frage nachgegangen, wie und ob Derivate für die Geldwäscherei benutzt werden. Im Frühling 2000 sollte zu diesem Thema ein populärwissenschaftliches Sachbuch erscheinen.

In einer Einleitung schrieb die Redaktion der NZZ:

Der von den Vereinigten Staaten von Amerika initiierte Kampf gegen die  Drogen zog die Bekämpfung der Geldwäscherei auf internationaler Ebene nach sich. Wurden früher vorwiegend kleingewerbliche, auf Bargeld fixierte Formen der Geldwascherei als relevant betrachtet, so sind heute die modernen Finanzmärkte ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Derivate können sich, wie der nachstehende Beitrag zeigt, auch gut für Geldwäscherei eignen. (Red.)

 

Der Verfasser des Berichts, Wolfgang Hafner, stellte die Ausgangslage so dar:

Auf Druck der USA schufen die wichtigsten Industrienationen ab Ende der achtziger Jahre umfassende.Gesetze, die immer mehr Institutionen und  Organisationen in die Bekämpfung der Geldwäscherei einbinden. Spezialisierte  Polizeistellen wurden errichtet. In einzelnen Ländern wurde nach dem Vorbild der USA das Beweisverfahren bei Verdacht auf Geldwäscherei umgekehrt: Nicht mehr die Untersuchungsorgane müssen den Nachweis der schmutzigen Herkunft der Einnahmen erbringen, sondern die verdächtigen Unternehmen und Organisationen selbst müssen beweisen, dass das Geld aus einer sauberen Quelle stammt.  Zunehmend wollen die USA auch ihre Gesetze direkt exportieren. Im US-Kongress sind Bestrebungen im Gang, die Filialen der Auslandbanken in den USA gleich zu behandeln wie die einheimischen Banken. Dadurch würden die Auslandbanken in den USA dazu verpflichtet, den US-Behörden alle »verdächtigen« Transaktionen zu melden. So würde auch das Schweizer Bankgeheimnis gefährdet. Eine Schweizer Bank könnte diese Regelung nur umgehen, wenn sie sich aus dem US-Markt zurückzöge.  Ein weiteres Indiz einer härteren Gangart liefert die vor einem Jahr aufgeflogene Aktion »Casablanca«, bei der amerikanische V-Männer ohne Wissen der betreffenden nationalen Behörden in verschiedenen südamerikanischen Staaten  agiert haben.

 In dem am 26.10. Gesetz gewordenen sogenannten »USA Patriot Act« H.R.3162 finden sich unter Titel 3 INTERNATIONAL MONEY LAUNDERING ABATEMENT AND ANTI-TERRORIST FINANCING ACT OF 2001 Strafverfolgungsmaßnahmen, die vor allem das Finanzministerium in die Lage versetzen, gegen die Herkunft und Verwendung gewaschenen, alias subversiven Geldes und seiner Verwandlung in Finanzanlagen vorzugehen; wie bereits 1999 von Hafner in seinem Bericht referiert.
 

 

Das Buch wird nun Mitte Februar im Eichborn Verlag, Frankfurt am Main, erscheinen.

Wolfgang Hafner

Im Schatten der Derivate

Das schmutzige Geschäft der Finanzelite mit der  Geldwäsche

 Weit über 100  Milliarden Euro werden jährlich mit Hilfe von Derivaten - also Optionen, Futures und anderen Termingeschäften - gewaschen, so eine Schätzung von Experten. Und nicht nur Drogenkartelle, Terroristen und Menschenhändler, auch Regierungen und namhafte Investmentbanken mischen dabei kräftig mit. Jeder Versuch, die  Finanzströme transparent zu machen, wird abgeblockt oder ist angesichts der Komplexität der Derivate zum Scheitern verurteilt.
Während der Kleinanleger schon wegen "Peanuts" kriminalisiert wird, können die Big Player der Finanzwelt problemlos Gelder verschieben, ohne daß es jemand mitbekommt. Die internationale Finanzelite sowie deren Händler und Mittelsmänner streichen dabei steuerfrei Millionenbeträge ein. Und renommierte Banken profitieren, weil sie ihr Geschäftsvolumen durch die Geldwäsche erhöhen.

  

 Wolfgang Hafner, geboren 1949, ist Wirtschaftshistoriker und Journalist. Er lebt in der Nähe von Zürich.

 Zum Thema

Bank for International Settlements: The global OTC derivatives market at end-June 2001